Ach, es ist doch immer schön, wenn die Menschheit der Beantwortung ihrer tiefsten und grundsätzlichen Fragen ein Stückchen näher kommt. Was hält die Welt in ihrem Innersten zusammen? Ist so eine Frage. Oder die: Wie lange währt die Liebe?
Es könnte so gewesen sein, seinerzeit in Mantua:
Irgendein Gajus hatte auf dem Markt irgendeine Pompeja gesehen und sich auf der Stelle inniglich verliebt. Auch Pompeja war nach anfänglichem Zögern dem Gajus herzlichst zugetan, und so sah man die beiden schon bald strahlend und glücklich über die Felder laufen, stets liebkosend, schmachtend die Blicke. Doch hielt das Glück nur einen Sommer, weil die Familien der beiden einander spinnefeind …, und so weiter, den Stoff kennt man aus der Nachbargemeinde Verona, ein paar Jährchen später, unter dem Balkon.
Und so konnten Pompeja und ihr Gajus nicht zueinander kommen. Ohne einander mochten sie indes auch nicht sein. Sie taten, was Liebende seit jeher tun in dieser verzweifelten Lage, sie suchten die gemeinsame Ewigkeit.
So hat man sie dieser Tage in Mantua gefunden. Ein Paar, jung, darauf deuten die noch fast vollständigen Gebisse und die geringe Abnutzung der Zähne hin. Das Wesentliche aber: Sie halten einander in den Armen, eng umschlungen, und das, wie die Archäologen schätzen, seit 5000 bis 6000 Jahren. Weswegen die Geschichte von Gajus und Pompeja natürlich so nicht stimmen kann, im Neolithikum, der Jungsteinzeit, hieß man noch nicht Gajus und Pompeja, wohl aber wurde die Menschheit langsam sesshaft, kamen Ackerbau und Viehzucht in Mode und verdrängten die alten Jäger und Sammler in die Historie. Und die Liebe, siehe Gajus und Pompeja, sie blühte – und sie überlebte.
Es ist jedoch noch nicht erforscht, ob es sich bei den beiden um Mann und Frau handelt, das ist bislang nur eine erste Arbeitsthese der Archäologen, aber das ist im Grunde genommen ja auch völlig egal.
Ein schöner Fund, ein wichtiger Fund, wenngleich man den beiden ein längeres Glück gewünscht hätte. Vielleicht war es ja so: Nachdem die beiden spinneverfeindeten Familien ihre Tochter und ihren Sohn tot, aber vereint auf dem Feld gefunden hatten, gingen sie in sich und erkannten ihre Hartherzigkeit. Daraufhin legten sie die beiden in eben dieser selbst gewählten Haltung in ein gemeinsames Grab und schlossen fortan Frieden miteinander. Gerade so, wie ein paar Jährchen später die Familien in der Nachbargemeinde Verona. Was also hält die Welt in ihrem Innersten zusammen?
Es ist die Liebe !
Schöne Pfingsten !!!